Die Entwicklung von Final Fantasy XIV hat in der Branche einen nahezu mythischen Status erreicht. Nach einem schwierigen Start musste für das zweite Massively-Multiplayer-Online-Rollenspiel der Final Fantasy-Reihe ein Neuanfang her. Diese Herkulesaufgabe wurde dem Producer und Director Naoki Yoshida, der selbst ein begeisterter MMO-Spieler ist, zuteil. Er und sein Team wollten das Spiel von Grund auf neu aufstellen und unter einem passenden neuen Namen wiedereinführen: Final Fantasy XIV: A Realm Reborn.
Als Spielerin der 1.0 Version von Final Fantasy XIV kann ich mich noch lebhaft an die erste Vorstellung vor der Community durch Yoshida-san erinnern. Der neu ernannte Producer, der sich der unangenehmen Situation bewusst war, entschloss sich dazu, die Spieler direkt anzusprechen. Er stellte sich selbst und seine vorläufigen Pläne in einem sogenannten „Brief vom Producer“ vor – eine schriftliche Mitteilung an die Community, die die Grundlage für eine wechselseitige Kommunikation geschaffen hat, die bis heute besteht. Dabei bat er zunächst die Spieler in einigen kleinen, gezielten Umfragen um direktes Feedback und wertete ihre Erwartungen und Wünsche in Bezug auf das Spiel aus, das die Spieler trotz aller Aufruhr spielten.
Einige Monate später wurde dann die Idee für „A Realm Reborn“ offiziell vorgestellt. Final Fantasy XIV war sowohl im übertragenen als auch im wörtlichen Sinne dazu bestimmt, wiedergeboren zu werden. Im Jahr 2012 wurden die Server nach einem dramatischen Höhepunkt und monatelangen, zunehmend frustrierenden Updates im Spiel abgeschaltet. Mit „A Realm Reborn“ wurde mehrere Monate darauf eine brandneue Welt vorgestellt, die erkundet werden wollte.
Die letzten Tage von Final Fantasy XIV vor dem Herunterfahren der Server und schließlich die „Wiedergeburt“ mit der Version 2.0. Die Spieler hatten keine Ahnung, welche Schrecken sich auf Dalamud, dem ominösen, roten Mond, verbargen …
Acht Jahre seit der Veröffentlichung von „A Realm Reborn“ und nun am Vorabend seiner vierten und bisher größten Erweiterung hat sich Final Fantasy XIV mit mehr als 24 Millionen Spielern zum mittlerweile profitabelsten Titel der Final Fantasy-Reihe gemausert. Eine Leistung, die weitgehend auf die gewissenhafte Arbeit von Naoki Yoshida und seinem Team zurückzuführen ist.
Im Rahmen der kürzlich durchgeführten Media Tour von Square Enix konnte ich eine Vorabversion der in Kürze veröffentlichten Erweiterung „Endwalker“ spielen. In diesem neuen, gigantischen Update mit vielen neuen Inhalten wird die Stufen-Grenze auf 90 erhöht. Zudem werden zwei brandneue spielbare Jobs, eine männliche Variante des allseits beliebten Viera-Rennens und eine Vielzahl von Angriffen, Dungeons und anderen neuen Inhalten für das MMO vorgestellt. Gemeinsam mit meinem Interview-Kollegen Jade King von TheGamer konnte ich Naoki Yoshida zu dem aktuellen Stand des Spiels, der Entwicklung von „Endwalker“ und seiner eigenen Reise bis zu dieser neuen Erweiterung befragen.
Yoshida, inzwischen Producer und Director, veröffentlicht weiterhin regelmäßig seine „Briefe vom Producer“, die heutzutage im Rahmen von Livestreams präsentiert werden. Damit setzt er eine mittlerweile jahrzehntelange Tradition fort. Im neuesten Teil, dem inzwischen 66., werden einige der aufregenden Gameplay-Features präsentiert, die mit der bald veröffentlichten Erweiterung „Endwalker“ eingeführt werden. Dies sorgt bereits jetzt für Aufregung bei Spielern weltweit.
Die besondere Beziehung, die Yoshida seit Beginn seiner Arbeit als Producer zu der Spielergemeinschaft pflegt, ist ein wichtiger Bestandteil dessen, was Final Fantasy XIV für seine Spieler so besonders macht. „Wir vom XIV Team betrachten die Spieler nicht nur als Spieler“, erklärt er. „Sie sind unsere Freunde und ein Teil unserer Familie, wir spielen dieses Spiel gemeinsam.“
Der vielleicht wichtigste Fakt: Mit „Endwalker“ wird das Kapitel eines Handlungsbogens, der bis ins Jahr 2010 zurückgeht, also noch vor dem Relaunch des Spiels, nun geschlossen. Der Konflikt zwischen den zwei Göttern Hydaelyn und Zodiark, die ewig miteinander uneins sind, wird in einem krönenden Ende der uralten Saga beendet. Mehr darüber erfahren wir allerdings erst am 23. November …
Links – Weisen mit vier schwebenden Noulithen, die ihre Verbündeten heilen. Rechts – Die bevorzugte Waffe des Reapers ist eine beidhändige Sense.
Ich habe in der Vorabversion die beiden brandneuen Jobs getestet: den Sage, der Schilde verteilt, und den Reaper, der ein unglaublich schneller und starker DPS-Nahkämpfer ist. Beide Jobs machten unglaublich viel Spaß. Der Reaper bietet tolle Angriffsphasen, die in einer schnellen, überraschenden Reihe starker Kombos gipfeln. Der Sage verfügt über komplexe Heilungsfähigkeiten, die Verbündete vor Angriffswellen schützen. Mit dem Design dieser beiden Jobs und der kompletten Überarbeitung der Fähigkeiten wollen die Entwickler offenbar ganz den Nerv der angriffshungrigen Raid-Szene treffen.
Die drei neuen Umgebungen, die ich erkunden konnte, waren ein absoluter Traum für jeden Final Fantasy-Fan. Das wunderschöne, antike und griechisch inspirierte Old Sharlayan, das kulturell vielfältige und farbenfrohe Land Thavnair und das komplette Gegenteil dazu, das monochrome und leblose Garlemald. Diese drei Umgebungen wollen XIV-Spieler bereits seit Ewigkeiten erkunden.
Oben – das blühende Land Thavnair. Unten – die grauen Ruinen von Garlemald.
„Bei der Gestaltung neuer Umgebungen verfolgen wir bei jeder Erweiterung ein anderes Ziel“, erklärt Yoshida. „Bei Stormblood ging es beispielsweise um Ala Mhigo. Dieser Ort war in der Geschichte von Final Fantasy XIV bereits etabliert, daher hatten wir nicht allzu viele Freiheiten, unsere eigenen Ideen einzubringen. Es ging also eher um die Umgebungen, die die Spieler bislang noch nicht gesehen hatten.
„Endwalker markiert das Ende der Saga von Hydaelyn und Zodiac. Daher haben wir uns bei dieser Erweiterung auf die noch nicht zu Ende erzählten Teile der Geschichte im aktuellen Handlungsbogen konzentriert. Diese Entscheidungen und die Entwicklung der Karten der neuen Umgebungen liefen parallel ab, sodass der Prozess bei Endwalker so ähnlich war wie bei Stormblood.“
Die Zwillinge Alisaie und Alphinaud Leveilleur, Scions des Bundes der Morgenröte, die beide eine zentrale Rolle in der Geschichte von FFXIV spielen, kehren in „Endwalker“ zurück.
Natürlich konnte ich nur einige der vielen neuen Umgebungen erkunden, die in „Endwalker“ eingeführt werden. Zudem bleiben einige noch geheim, damit die Spieler sie aus erster Hand erleben können.
„Es gibt einige Umgebungen in Endwalker, die wir noch nicht veröffentlicht haben. Diese möchte ich erst bekanntgeben, wenn das Spiel auf dem Markt ist. Ich freue mich schon sehr darauf, dass die Spieler diese Gegenden selbst erkunden können und ich bin sicher, dass sie überrascht sein werden, was sie dort erwartet.“
Die Version, die ich spielen durfte, bot selbstverständlich keine Hinweise auf die Handlung, um die Überraschungen, die Endwalker für seine Spieler bereithält, strengstens geheim zu halten.
„Eine Sache, die Final Fantasy XIV von anderen Spielen in diesem Genre absolut unterscheidet, ist, dass wir uns komplett darauf konzentrieren, FFXIV als ein besonders hochwertiges handlungsbasiertes MMO zu entwickeln“, so Yoshida. „Ich glaube, das ist ein wichtiges Alleinstellungsmerkmal gegenüber anderen MMOs.“
Nach der letzten Erweiterung von FFXIV, „Shadowbringers“, können sich die Spieler mit „Endwalker“ auf eine aufregende Reise voller beeindruckender Überraschungen freuen. In der Tat wurde „Shadowbringers“ so hochgelobt, dass ich mir die Frage unter den Nägeln brannte, ob das Team bei der Entwicklung des Nachfolgers besonders unter Druck stand.
„In dieser Hinsicht bin ich wohl so etwas wie ein Regisseur“, erklärte Yoshida. „Wenn ein Regisseur an einem neuen Film arbeitet, versucht er immer, diesen so gut wie möglich zu entwickeln. Er versucht immer, die beste Geschichte zu schreiben, das Beste herauszuholen, was er kann.
„Verschiedene Spieler haben verschiedene Ansichten und Vorlieben. Es gibt vielleicht einige, die „Heavensward“ besser fanden als „Shadowbringers“. Andere wiederum fanden das reisezentrierte Abenteuer in Stormblood besser.“
„Mein Ansatz besteht darin, immer einen Schritt weiter zu gehen und die Messlatte, die wir zuvor gelegt haben, höher zu stecken, um mit jedem Teil etwas Besseres zu schaffen.“
„Endwalker wird nun endgültig die Saga von Hydaelyn und Zodiac beenden, die seit der Veröffentlichung von XIV in allen Erweiterungen fortgeführt wurde. Daraus ergibt sich mit dieser Erweiterung ein großer Höhepunkt. Der [Story-]Umfang in Endwalker ist für eine Standalone-Erweiterung enorm. Es gibt extrem viel zu erleben.
„Wenn ihr Endwalker durchgespielt habt, könntet ihr die vorherigen Erweiterungen erneut durchspielen. Dadurch könnt ihr die Richtung, die wir mit Endwalker eingeschlagen haben, und all die komplexen Details der Story in ihrer ganzen Breite nachvollziehen.“
Dieser letzte Satz lässt der Fantasie sehr viel Spielraum und ich bin mir sicher, dass viele Spieler es kaum erwarten können, das Ende dieser jahrzehntelangen Geschichte selbst zu erleben … Aber noch müssen wir uns etwas in Geduld üben.
„Endwalker“ erscheint am 23. November bzw. für alle, die vorbestellen, mit Vorabzugriff ab dem 19. November. Bis dann!
Dieser Artikel basiert auf einer in Entwicklung befindlichen Version von Final Fantasy XIV: Endwalker. Der Inhalt der endgültigen Version kann abweichen. Die Antworten im Interview wurden der Klarheit halber etwas aufbereitet und gekürzt. Screenshots der Version 1.0 wurden von Llen Coram zur Verfügung gestellt.
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