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Die Evolution der Mortal Kombat-Reihe

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Das Genre der Kampfspiele hat viele nennenswerte Vertreter. Mortal Kombat gehörte zu den ersten, die Kultstatus erlangten. 1992 erkämpfte es sich seinen Platz in der Arcade-Szene und eroberte kurz darauf auch den Heimkonsolenmarkt. Die Spieler waren von der damals ultrarealistischen Grafik und der kontroversen, überzogenen Gewaltdarstellung fasziniert. Diese kontroversen Inhalte hatten die Gründung des amerikanischen ESRB-Einstufungssystems und seiner internationalen Pendants zur Folge, die heute aus der Branche nicht mehr wegzudenken sind, doch das ist nicht das einzige Vermächtnis von Mortal Kombat. In mehr als elf Haupttiteln sorgte die Reihe immer wieder für neue Innovationen und baute auch seine verfügbaren Kämpfer:innen stetig aus, wodurch das traditionelle 1-gegen-1-Gameplay, das seit jeher im Mittelpunkt steht, sich auch heute noch frisch und neu anfühlt.

Nachdem die Reihe mit dem anstehenden Release von Mortal Kombat 1 mit neuen Ideen zu seinen „Wurzeln“ zurückkehren wird, ist jetzt die ideale Gelegenheit, eine Reise durch die Vergangenheit anzutreten und sich selbst einen Eindruck zu machen, wie sie sich im Laufe der Jahrzehnte weiterentwickelt hat.

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Die Klassik-Ära

Mortal Kombat | Veröffentlichung: 1992 | Arcade

Mortal Kombat 2 | Veröffentlichung: 1993 | Arcade

Mortal Kombat 3 | Veröffentlichung: 1995 | Arcade und PlayStation

Ultimate Mortal Kombat 3 | Veröffentlichung: 1995 | Arcade und PlayStation

Mortal Kombat Trilogy | Veröffentlichung: 1996 | PlayStation

Mortal Kombat 4 | Veröffentlichung: 1997 | Arcade und PlayStation

Durch die Arcades ging damals 1992 ein Beben, als Mortal Kombat den Markt kräftig durchschüttelte. In der Reihe treten Charaktere aus verschiedenen Reichen in einem Martial-Arts-Turnier gegeneinander an, um ihre Stärke unter Beweis zu stellen. Doch das Turnier stellt sich schon bald als uraltes Ritual heraus, mit dem ein kriegerischer Halbdrache, ein Herrscher aus einer fernen Welt, davon abgehalten werden soll, die Erde anzugreifen und zu erobern. Unser aller Schicksal liegt in den Händen eines aufstrebenden Kampfkünstlers, einer Soldatin einer Spezialeinheit und eines Filmstars. In den späteren Teilen kommt es nicht nur zum Krieg zwischen den Reichen, sondern auch Zeitreisen und alternative Zeitlinien sorgen für gewaltiges Chaos – und einiges an Kopfzerbrechen. So wurde MK bekannt für eine der verrücktesten und unterhaltsamsten Geschichten der Gaming-Branche.

Im Gegensatz zu den anderen Kampfspielen dieser Zeit sah Mortal Kombat durch digitalisierte Charaktermodelle, die die damals beliebten Sprite-Grafiken ersetzten, deutlich realistischer aus. Dadurch und durch die übertriebene Gewalt und das viele Blut konnte Mortal Kombat aus der Masse herausstechen. Dank der „Fatality“-Finishing-Moves, komplexe Spezialangriffe, die eine äußerst kreative und übermäßig blutige Animation zur Folge hatten, in der ein Kombattant dem anderen endgültig das Licht auspustete, ging das Spiel schnell in die Popkulturgeschichte der 90er ein und sorgte damit auch dafür, dass die geforderte Einführung eines Alterseinstufungssystems für Videospiele beschleunigt wurde.

Verglichen mit den Spielmechaniken der heutigen Kampfspieltitanen war das erste Mortal Kombat eher simpel, aber etablierte schon damals jede Menge der Systeme, die auch heute noch Bestandteil der Reihe sind. Neben den bereits erwähnten Fatalities gehören auch die Spezialangriffe aus einfachen Richtungs- und Tasteneingaben (keine kreisenden Bewegungen erforderlich) und eine dedizierte Blocktaste zur Reihe dazu. Und auch die Juggle-Kombos, mit denen ein Gegner durch Folgeangriffe wie wild durch die Luft gewirbelt wird, gehören noch immer zu den am coolsten anzusehenden Angriffen – und das wird sich auch mit Mortal Kombat 1 nicht ändern. Alles in allem ist das erste Mortal Kombat ein unglaubliches Stück Geschichte und es ist aufschlussreich und unterhaltsam, sich anzusehen, wie damals alles begonnen hat.

Ein Jahr später, also 1993, kehrte Mortal Kombat erneut in die Arcade-Hallen zurück – mit dem direkten Nachfolger Mortal Kombat 2. Hier wurden die Geschichte und Ereignisse des Vorgängers genauer durchleuchtet und zu den Fatalities gesellten sich auch die Friendships und Babalities, die viele Spieler, die Opfer dieser wurden, vor Wut schäumen ließen.

Außerdem wurde das Kampfsystem weiter verfeinert. MK2 fügte einen geduckten Schlag hinzu, verstärkte den Roundhouse-Kick, machte die verschiedenen geduckten Schläge und Tritte unterschiedlicher und reduzierte allgemein die Erholungsdauer nach Angriffen, um mehr Kombos zu ermöglichen. Auch wurde das Gameplay so angepasst, dass es etwas schneller war als im Vorgänger, was MK2 spaßiger, hochwertiger und fordernder machte.

Mortal Kombat 2 war schon rasant. Aber in Mortal Kombat 3 konnten die Kämpfer dann sogar sprinten – wortwörtlich – und ihren Gegnern so rasch auf die Pelle rücken, was zu noch mehr Kombo-Möglichkeiten führte und den Druck auf den Gegner weiter erhöhte. Apropos Kombos: MK3 führte einzigartige Kombo-Ketten für jeden Charakter ein. Arena-Übergänge, Mercy-Finishing-Moves und Animalities waren ebenfalls das erste Mal mit von der Partie. Wie auch beim Vorgänger gesellten sich neue Charaktere dazu, darunter der in der Wettkampfszene sehr beliebte Kabal, der auch heute noch zu den meistgewählten Kämpfern in Turnieren zählt.

Trotz all dieser Neuerungen kam MK3 bei den Fans wegen gewisser fehlender Lieblingscharaktere wie Scorpion und Kitana nicht so gut an wie erhofft. Das führte dazu, dass Midway mit Ultimate Mortal Kombat 3 eine Erweiterung des Titels nachschob. Das Gameplay ist beinahe unverändert. Es unterschied sich lediglich durch einige neue Moves, Balance-Änderungen und die erstmalige Einführung des 2-gegen-2-Modus vom direkten Vorgänger.

Während eine Version von MK3 das Debüt der Reihe auf der PlayStation-Konsole einleitete, war die Mortal Kombat Trilogy das erste neue Spiel in der Reihe, das auf Sonys Heimkonsole veröffentlicht wurde. Hierbei handelte es sich mehr oder weniger um eine Art „Best of“-Spiel zur Feier der Mortal Kombat-Reihe. Die in UMK3 eingeführten Systeme bilden den Kern, aber die in diesem Spiel nicht vorhandenen Charaktere und Arenen aus MK1 und MK2 sind jetzt wieder mit von der Partie. Ebenfalls neu war die sogenannte Aggressor Bar oder Aggressionsleiste, die Schaden und Geschwindigkeit eines Kombattanten erhöhte, wenn sie gefüllt wurde. Und auch die Brutalities konnten in diesem Spiel zum ersten Mal bestaunt werden.

Im vierten Titel der Reihe lässt Mortal Kombat zum ersten Mal digitalisierte Schauspieler zurück und wendet sich 3D-Polygongrafik zu. Das Spiel teilt viele Gemeinsamkeiten mit seinem Vorgänger UMK3, wie die Rückkehr der Sprint-Taste und der Kombo-Ketten—der maximale Schaden wird allerdings begrenzt, um zu starke Kombos zu vermeiden—und führt außerdem eine Waffenmechanik ein, die es jedem Charakter erlaubt, eine spezielle Waffe zu ziehen. Die größte Veränderung ist jedoch der Wechsel zu 3D-Kampfarenen. Charaktere bewegen sich zwar weiterhin hauptsächlich auf einer 2D-Ebene, doch der Seitwärtsschritt gewährt bereits einen Blick auf die Zukunft der Reihe.

Die 3D-Ära

Mortal Kombat: Deadly Alliance | Veröffentlichung: 2002 | PlayStation 2

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Mortal Kombat: Deception | Veröffentlichung: 2004 | PlayStation 2

Mortal Kombat: Armageddon | Veröffentlichung: 2006 | PlayStation 2

Mortal Kombat vs. DC Universe | Veröffentlichung: 2008 | PlayStation 3

Mit „Deadly Alliance“ hat Mortal Kombat eine neue Richtung eingeschlagen und setzt MK4s Übergang zu 3D weiter fort. „Deadly Alliance“ hat sich von der Sprintmechanik und dem 2D-Stil verabschiedet und mehr Abwechselung in den Move-Listen der Charaktere eingeführt. Jeder Kämpfer kann per Tastendruck zwischen drei verschiedenen Kampfstilen wechseln – zwei ohne Waffen und einen mit einer Waffe. Dieser Titel führt mit dem Konquest-Modus außerdem den ersten Story-Modus der Reihe sowie die Krypta ein, einen Modus in dem mit Punkten im Spiel Särge geöffnet werden, um verschiedene Geheimnisse zu lüften.

Danach erschien „Deception“, das die 3D-Ära der Reihe erweiterte mit zusätzlichen Arena-Übergängen, interaktiven Arena-Waffen, tödlichen Arena-Gefahren und der Möglichkeit, Kombos zu unterbrechen. Dieser Titel führte zudem erstmals in der Reihe Harakiri ein: Selbstzerstörerische Aktionen, um den Kampf zu beenden – ganz im Gegensatz zu den Fatalities. Diese gaben dem Spieler, der am Verlieren war, die Möglichkeit, vor dem Sieger eine Tastenkombination ähnlich der Fatalities einzugeben und so den Kampf nach seinen Vorstellungen zu beenden anstatt einfach erledigt zu werden.

„Armageddon“ wird von vielen als das Ende der 3D-Ära gesehen und baut auf den Grundlagen auf, die von „Deception“ und „Deadly Alliance“ geschaffen wurden. Doch mit den neuen Luft-Kombos, die denen im neuen Mortal Kombat 1 ähneln, einem Parier-System und der Möglichkeit, einen Kharakter sowie eine Fatality zu erstellen, lieferte das Spiel genug Abwechselung, um ein Erfolg zu werden.

Schließlich erschien „Mortal Kombat vs. DC Universe“. Obwohl es eher unabhängig war, lieferte das Spiel erstmals einen tiefgreifenderen kinohaften Story-Modus, der zum Standard für zukünftige Mortal Kombat-Titel werden sollte.

Die neue Ära

Mortal Kombat | Veröffentlichung: 2011 | PlayStation 3

Mortal Kombat X | Veröffentlichung: 2015 | PlayStation 4

Mortal Kombat 11 | Veröffentlichung: 2019 | PlayStation 4

Mit dem nicht nummerierten Titel von 2011 kehrte die Serie zu seinen 2D-Wurzeln zurück und erhielt eine Art Neuauflage, indem die Geschichte der ersten drei Teile mit ein paar wenigen Abweichungen an der Zeitlinie neu erzählt wurde: eine Zukunftsversion aus der Armageddon-Ära von Raiden schickt seinem jüngeren Selbst eine Warnung. 

Das Gameplay erinnert an MK2 und lässt die Geschwindigkeit, die billig wirkenden Projektile und die extrem wirkungsvollen Kombos unangetastet. Abgesehen vom bahnbrechenden filmreifen Story-Modus bietet das Gameplay einige Neuerungen, darunter die X-Ray-Super-Kombos und Gastcharaktere aus anderen Franchises, wie Freddy Krueger und Kratos (den es exklusiv in der PS3-Version gibt). Erstmal gibt es auch Unterstützer-Angriffe im neuen 2-gegen-2 Tag-Match-Modus.

Wenn Mortal Kombat (2011) eine moderne Version von MK2 ist, dann ist Mortal Kombat X ein moderneres UMK3. X macht es seinem Vorgänger gleich und bringt die Sprint-Taste zurück, die Kombos verstärkt und euch die Möglichkeit gibt, den Gegner noch mehr unter Druck zu setzen. Brutalities kehren ebenfalls zurück, doch diesmal als Finisher, die ausgelöst werden, wenn bestimmt Voraussetzungen erfüllt werden. Die größte Veränderung stellen jedoch die drei zusätzlichen und unterschiedlichen Variationen für jeden Charakter dar, die ihr während der Charakterauswahl frei wählen könnt. Diese verändern die Movesets aller Charaktere und machen aus ihnen im Grunde völlig neue Kämpfer.

Im Gegensatz zum Titel von 2011 und X, in denen es etwas schneller zuging, war das Gameplay von Mortal Kombat 11 methodischer und hat sich auf langsame Entscheidungsfindung konzentriert mit dem Ziel, die Verteidigung zu verbessern. Dies wurde umgesetzt mit der Einführung von einwandfreien Blocks. Dabei handelt es sich um zeitlich perfekt abgestimmte Blocks, die euch ein kurzes Zeitfenster für einen Reversal ermöglichen, während Breakaways Spielern die Möglichkeit geben, aus Juggles zu entkommen.

Mit den Fatal Blows wird auch dem Angriff neuer Schwung verliehen. Sie sind standardmäßig die neuen Supermoves, die Spieler nur einsetzen können, wenn ihre Gesundheit unter 30 % liegt, und ersetzen die X-Rays. Außerdem gibt es Krushing Blows, mächtige Angriffe, die eingesetzt werden können, wenn bestimmte Voraussetzungen im Kampf erfüllt werden. Das entscheidende Feature von MK11 sind die Anpassungsmöglichkeiten. Wie die Variationen in X können sie die Move-Liste eines Charakters völlig verändern. Diesmal entscheidet jedoch ihr, welche Moves ein Charakter behält und welche sich verändern.

Mortal Kombat 1

Die Mortal-Kombat-Reihe hat sich im Laufe der Zeit immer wieder weiterentwickelt und wird dies vermutlich auch mit dem nächsten Reboot tun: Mortal Kombat 1. Bisher haben wir gesehen, dass dieser Titel einiges seiner Vorgänger aufgreift, um etwas völlig Neues zu erschaffen. Darüber könnt ihr mehr erfahren in unserem Praxisbericht und Interview mit Ed Boon, dem Co-Creator der Reihe.

Werdet Zeuge dieser neuesten Weiterentwicklung, wenn Mortal Kombat 1 am 19. September für PlayStation 5 veröffentlicht wird.

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Written by Horst Klein

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