Als Kind in Asien in den 1980er-Jahren waren Ausflüge mit der Familie ein echtes Abenteuer. Wir haben quasi den kompletten Hausrat ins Auto geladen und meine Schwester und ich haben den Rücksitz ein paar Stunden lang in unser Spielzimmer verwandelt, während unsere Eltern sich beim Fahren abgewechselt haben. Im Autoradio lief Musik und ich lag auf dem Schoß meiner Schwester, habe in den Himmel gestarrt und zugesehen, wie die Telefonleitungen vorbeitanzen.
Während der Reise herrschte immer eine gewisse Anspannung, was uns am Zielort erwarten würde. Oft waren es tolle Urlaube oder lustige Besuche bei Verwandten, aber manchmal herrschte auch Beklommenheit, weil wir wussten, wir fahren in eine unangenehme Situation … zum Beispiel zur Beerdigung meiner Großmutter, als ich erst sieben war.
Aber wohin wir auch gefahren sind, es gab immer gutes Essen. Wenn wir Freunde oder Verwandte besucht haben, gab es dort selbstgekochtes Essen für die Seele. Wenn wir in den Urlaub gefahren sind, haben wir neue, unbekannte Gerichte probiert. Sogar bei einer Fahrt zum Friedhof haben wir auf den Gräbern meiner Großeltern gepicknickt, nachdem wir den Toten eine Essensgabe dargeboten hatten. Ich kann mir überhaupt keinen Ausflug ohne Essen oder Verwandte vorstellen.
Als ich zum Team von Just Add Oil stieß, um Road to Guangdong zu entwickeln, bot mir das die Gelegenheit, diese nostalgischen Erinnerungen in das Spiel einfließen zu lassen. Wir hatten schon früh entschieden, dass das Spiel ein Buddy-Fahrspiel sein sollte, in dem man im Guangdong der frühen 1990er-Jahre narrative Puzzles lösen muss. Meine Aufgabe war es dann, Charaktere und Geschichten zu erschaffen, die diesem Konzept Leben einhauchen.
Während ich an der narrativen Struktur gearbeitet habe, haben wir die ersten Fahrsimulationen getestet, und ich war begeistert, dass das Fahrerlebnis sehr zen-haft war und an diese Autofahrten aus meiner Kindheit erinnerte. In den 80er- und 90er-Jahren wurden die meisten Autobahnen gerade erst gebaut. Wir sind also meisten auf älteren Straßen gefahren, die die Autos viel stärker beansprucht haben. Wenn wir nicht aufgepasst haben, standen wir mit einem überhitzten Motor oder einem kaputten Reifen oder sogar ohne Benzin am staubigen Straßenrand. Dann blieb uns nichts anderes übrig als zu warten, bis jemand vorbeikommt und uns hilft, oder bis aus der nächsten Werkstatt ein Abschleppwagen kommt.
Die Grafik ist zwar fröhlich und modern, fühlt sich aber gleichzeitig auch zeitlos an. Das hat uns bei der Entwicklung von Sunny und ihrer Guu Ma (Tante) inspiriert, zwei Charakteren, die nach dem tragischen Tod von Sunnys Eltern zusammenkommen.
Man spielt Sunny, die das Restaurant der Familie erbt und ihre Verwandten besuchen muss, um deren Segen einzuholen, das Restaurant führen zu dürfen. Und die Einzige, die ihr bei dieser Reise den Weg weisen kann, ist ihre Guu Ma. Durch die Story-Puzzles muss Sunny das Beste aus den Besuchen bei ihren Verwandten machen, die sie seit langer Zeit nicht gesehen hat. Es herrscht zwar eine gewisse Vertrautheit, aber sie muss die alten Verbindungen auch wieder neu zum Leben erwecken.
Und genau wie bei den Reisen meiner Kindheit gilt auch im Spiel: Egal, was passiert, es gibt gutes Essen. Wie jeder weiß, zeigt man seine Liebe für jemanden, indem man für ihn kocht. Aber in der chinesischen Kultur hat das gemeinsame Essen eine noch viel größere Bedeutung. Sich an den Esstisch zu setzen heißt gleichzeitig „Entschuldigung“ zu sagen und „Danke“ und seiner Liebe und seinem Respekt Ausdruck zu verleihen.
Wenn ihr also Lust auf ein Abenteuer habt, auf die Chance, einen unbekannten Ort und eine unbekannte Zeit zu erkunden, voller Essen, Familie und warmen Gefühlen, dann begleitet Sunny und ihre Guu Ma auf ihrer Reise. Und vielleicht lernt ihr dabei sogar ein paar neue Rezepte kennen.
Road to Guangdong ist ab sofort für PS4 erhältlich.
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