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Ein Spiegel der Zeit – Frauen in Videospielen

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Die Rolle von weiblichen Charakteren in Videospielen ist, gelinde gesagt, eine komplizierte Sache. In vergangenen Jahren und Jahrzehnten mussten die digitalen Spiegelbilder von Frauen um jeden Zentimeter von Veränderung kämpfen, was Spiele in gewisser Weise zu einem facettenreichen Spiegelbild verschiedener Kulturen und ihrer Weltbilder macht.

Zu sagen, dass heute alles besser ist, wäre eine gravierende Falschaussage; schließlich gibt es — genau wie in der Realität — ausreichend Baustellen, bei denen Verbesserungsbedarf herrscht, sei es in Sachen Gleichstellung, Umgang oder Wahrnehmung.

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Und doch gibt es sie, die Fortschritte, die kleinen Siege und Evolutionen im Bezug auf das weibliche Geschlecht und ihrer Darstellung im Medium Videospiele und zum heutigen Weltfrauentag wollen wir ein Spotlight auf die virtuellen Damen werfen, die sich gegen die alten Stereotypen und Rollenbilder auflehnen und uns damit ein fantastisches Spielerlebnis beschert haben!

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Es war einmal…

Blicken wir zurück an die Anfänge der Videospiele, sehen die Stellenausschreibungen noch eher düster aus. Klassische Rollenbilder von Prinzessinen in Not dominieren die Landschaft und wer lieber retten möchte, statt gerettet zu werden hat schlechte Chancen.

Erst 1986 schafft es Samus Aran aus der Metroid-Reihe als Hauptakteurin in den Videospiel-Mainstream einzudringen und Spieler von einem weiblichen Charakter zu überzeugen.

Eine beachtliche Leistung wenn man bedenkt, dass erst 1996 Lara Croft aus der Tomb Raider-Reihe der wohl bekanntesten Eintritt in die Videospiegeschichte gelingen sollte — und obwohl sie oft als Beispiel einer starken Frau in diesem Medium dient, wurde nicht mit Kritik an ihrem Design gespart. Sie wurde in weiterer Folge eine Versinnbildlichung des damaligen kulturellen Konfliktes zu Themen wie Geschlecht, Ermächtigung und Objektifizierung.

Sidekicks und Gegenspielerinnen

Trotz zweier erfolgreicher Ausreißer ist eine Revolution allerdings noch weit entfernt, denn die Jobangebote bessern sich nur geringfügig. Nun müssen sich die virtuellen Damen meist in der Rolle des Support-Charakters beweisen, die dem Protagonisten hilfreich zur Seite stehen. Doch auch hier sind einige Beispiele zu finden, die sich nicht so einfach an den Rand spielen lassen!

So konnte z.B. Ada Wong bereits mit ihrer kalten Schulter und geheimnisvollen Art in Resident Evil 2 überzeugen und wurde zu einem wichtigen und später auch spielbaren Charakter der Reihe. Ebenfalls abgebrüht und kein bisschen schüchtern war der Auftritt von Mona Sax in Max Payne, während Alyx Vance aus Half Life 2 bis heute als eines der besten Beispiele für eine intelligente, gehaltvolle Darstellung eines weiblichen Charakters gilt.

Aber auch anderorts konnten virtuelle Darstellerinen die Spielergemeinschaft von ihren Qualitäten überzeugen: als Antagonistinnen! So sicherte sich z.B. Ultimecia aus Final Fantasy VIII bei einem Voting der PAX Prime 2013 einen Platz unter den besten Antagonistinnen der Videospielgeschichte. Ebenfalls dort anzutreffen sind die künstlichen Intelligenzen SHODAN aus System Shock und GLaDOS aus Portal!

Spiegelbruch

Und wo stehen wir jetzt? Wie bereits zu Beginn angeführt, gibt es an vielen Fronten auch heute noch Verbesserungsbedarf und nicht wenige Fehltritte. Konzentrieren wir uns jedoch auf die jüngere Vergangenheit, blicken wir in vielerlei Hinsicht auf einen Scherbenhaufen — allerdings der positiven Art. Statt der klassischen Rollenbilder der Vergangenheit bieten viele dieser Scherben nun ein facettenreiches Bild der Veränderung, das unser Medium bereichert.

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So können wir mit Aloy aus Horizon Zero Dawn eine junge Frau dabei begleiten, wie sie ihren eigenen Weg findet und dabei mit Pfeil und Bogen riesige mechanische Bestien erlegt. Auch Cassandra aus Assassin’s Creed Odyssey steht ihrem Bruder in Nichts nach und kann ihren Romanzen in Griechenland freien Lauf lassen.

Erfolgreiche Reboots und Remakes wie Tomb Raider oder Resident Evil 2 bleiben zwar ihren Wurzeln treu, doch kämpft jetzt Lara Croft mit deutlich normaleren Proportionen und meist mit der passenden Ausrüstung! Auch Claire Redfield muss die Zombieapokalypse nicht mehr in Hotpants überleben. Das ein biederes Auftreten kein absolutes Muss ist, zeigt hingegen die schlagfertige Hexe Bayonetta, deren Design laut Platinums Yusuke Hashimoto von einer Frau entworfen wurde. Stilsicher, unterhaltsam und einzigartig sind bis heute positive Assoziationen zu Bayonetta!

Und selbst wenn es nicht um die Hauptrolle geht, entfernen wir uns von verstaubten Darstellungen mit zügigen Schritten. So liefern uns Charaktere wie Elena Fisher und Chloe Frazer hervorragende Charakterdarstellungen, ohne die die Uncharted-Reihe um einiges ärmer wäre und dem Charakter von Nathan Drake eine wichtiges Gegengewicht fehlt. Im Falle von Chloe Frazer durften wir sogar ein exzellentes Abenteuer im Uncharted-Universum erleben, welches sie selbst und Uncharted 4-Gegenspielerin Nadine Ross in die Führungsrollen warf. In Uncharted: The Lost Legacy konnten die beiden beweisen, dass sie sich vor den Drake-Brüdern nicht verstecken müssen!

Nebencharaktere wie Liara T’Soni aus der Mass Effect-Reihe bekommen verzweigte Handlungsstränge, die teils spannende Entwicklungen erlauben. So startet Liara zwar als Expertin für Protheanertechnologie an Bord der Normandy, entwickelt sich jedoch bald zur tatkräftigen Begleiterin und in weiterer Folge zum mächtigsten Info-Broaker des bekannten Universums. Auch die Witcher 3-Prinzessin Ciri kann mit ihrem königlichen Geburtsrecht wenig anfangen und folgt lieber dem Weg ihres Ziehvaters Geralt, um mit dem Schwert jagt auf die Monster ihrer Welt zu machen.

Egal in welcher Rolle sich weibliche Charaktere heute wiederfinden, oft sind ihre Geschichten und Designs gut durchdacht und weit entfernt von den archaischen Darstellungen der Vergangenheit.

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Blick nach vorn

Aber wenn wir nicht schon angekommen sind, wo geht die Reise hin? Obwohl Fortschritte zu verzeichnen sind, wurde trotzdem erst an der Oberfläche dieses sehr komplexen Themas gekratzt.

Mit immer mehr Eintritten in den Mainstream wie z.B. dem Design der Overwatch-Charaktere, das sich über etablierte Körperbilder hinwegsetzt oder dem kommenden Last of Us Part II, das Ellie bei einem leidenschaftlichen Kuss mit einer anderen jungen Dame zeigt, werden immer mehr Schritte — oft von sehr talentierten Spielentwicklerinnen — unternommen, um die digitalen Frauen in der Vielfältigkeit zu repräsentieren, die uns auch im echten Leben begegnet.

Und je vielfältiger unser Medium wird, desto spannender wird es.

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Written by Horst Klein

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