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Die überraschende Komplexität des Mini-Fantasy-Epos Moss für PS VR

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Gillen McAllister, SIEE:


Könnt ihr jonglieren? Ich kann’s nicht. Hab es immer wieder probiert, aber es hat nie wirklich geklappt. Mein Gehirn wollte mit dem dritten Ball einfach nicht klarkommen. Und ich bin mir sicher, dass diese Tatsache der Grund dafür ist, warum mir Moss schon recht früh den Schweiß auf die Stirn treibt.

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Lasst es mich euch erklären. Mit L2 halte ich einen scharfen Ticker fest. Dieses mechanische insektenartige Wesen lebt in der Mine, in der ich mich befinde. Es ist nur eines der endlos hervorkriechenden kleinen Ungeheuer, die sich selbst in die Luft sprengen, wenn sie einen Eindringling wahrnehmen. Der Eindringling bin nicht etwa ich, sondern meine Begleiterin Quill. Sie hat sich auf mein Geheiß hin in diesen gefährlichen Raum voller Rätsel, tiefer Abgründe, verborgener Schalter und verzweigter Pfade gewagt. Es ist nur ein Raum von vielen auf unserer Erkundungstour durch das unterirdische Reich.

Ihr Möchtegernangreifer ist schon total aufgebläht und bereit, in einer glorreichen Explosion zu vergehen. Das wird aber nicht passieren, zumindest nicht, solange ich ihn festhalte. Das ist eine der Kräfte des Lesers: ein gewaltiges, gutmütiges Geisterwesen, das von Quill zu Beginn des Abenteuers erweckt wurde. Von hoch oben wache ich über sie, aber ich kann mich auch immer wieder nach vorne beugen, um ihre Umgebung genauer zu untersuchen – oder um mit meiner Mäusefreundin einfach mal auf Tuchfühlung zu gehen.

Wo waren wir? Ach ja, das Rätsel.

Greift Quill und haltet sie einige Sekunden lang fest, um sie zu heilen. Cooles Detail? Ihr könnt ihren schnellen Herzschlag hören, der über den Dualshock 4-Controller übertragen wird.

Durch Neigen des Dualshock 4-Controllers kann ich den Ticker zu einem Schalter im Raum bewegen. Sobald dieser Schalter ausgelöst wird, indem ich den Ticker loslasse und der Natur ihren Lauf lasse, werden Flaschenzüge aktiviert und am Ende eine gewisse sich bewegende Plattform. (Diesen Trick habe ich schon einmal verwendet, um eine Steinwand einzureißen, hinter der sich der Schalter verbarg.)

Mit dem linken Stick muss ich Quill nun gleichzeitig in die andere Richtung zur Plattform lenken. Ich helfe ihr dabei, einigen Tickern den Garaus zu machen, anderen auszuweichen und schließlich einige Felsvorsprünge zu erklimmen. Zur selben Zeit muss ich aus dem Augenwinkel heraus sicherstellen, dass Quill durch Auslösen dieses Schalters und Stehen auf dieser Plattform sicher über den Abgrund gelangt. Ich geb’s zu: Das ist echt nicht einfach.

Doch nur wenige Minuten später, als die überlebende Quill endlich den Ausgang des Raums erreicht hat, fühle ich mich doch ein kleines bisschen stolz und freue mich noch mehr auf das nächste Rätsel, das uns bevorsteht.

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Ich bin aber auch überrascht. Überrascht, dass dieser Puzzle-Platformer für PS VR mit seiner schicken Grafik doch so komplex ist.

Ihr habt eine Vogelperspektive auf jedes Gebiet, aber ihr könnt euch hineinlehnen, um einen genaueren Überblick zu bekommen und eine glühende Umrandung erscheint um Quill, wenn sie hinter einer Wand verschwindet.

Das bleibt aber bei weitem nicht die einzige Überraschung. Wir beginnen unser Abenteuer heute an einem Strand, durchqueren besagte Minen und erblicken vor einer zuvor weit entfernten Festung wieder das Licht der Oberwelt. Die Farben sind sehr verhalten und eine fast schon erdrückende Stille durchzieht jeden Ort. Eine beunruhigende Stille untermalt unsere Suche nach Quills Freund. Das Spiel hat weniger mit den bunten Märchen von Disney gemein als viel mehr mit den düsteren Fantasy-Geschichten von Jim Henson. Und das passt einfach zu Moss.

Wo immer man hinblickt, sind diese Einflüsse deutlich zu sehen. Wir sehen die Welt immer wieder aus zwei völlig verschiedenen Blickwinkeln: aus dem des Gottes in Menschengröße und aus dem der kleinen Maus. Quill sieht die für uns eigentlich unspektakuläre Welt mit ganz anderen Augen. Da werden Baumwipfel zu ominösen dunklen Wolken und aus einem Graben wird ein gewaltiger Hügel, den es zu überwinden gilt. Wir dagegen sehen das große Ganze, denn die Welt um Quill herum gleicht einem Trümmerfeld.

Zu Beginn sucht Quill unter einem seltsam abgewinkelten Überhang Schutz. Für Quill ist und bleibt es einfach nur ein Überhang, aber für uns … Ist es der Flügel einer gigantischen, gepanzerten Figur, die halb im Sand vergraben liegt. Ein Relikt einer uralten Zivilisation, bereits vor Ewigkeiten zerstört. Dank der verschiedenen Kamerawinkel können wir immer wieder einen Blick auf solche Details erhaschen, was dem Spiel eine ganz neue Perspektive verleiht.

Und das mit der neuen Perspektive trifft auch auf Moss als Gesamtpaket zu, denn der Einsatz von PS VR und das einzigartige Gameplay bringen frischen Wind ins Genre. Ich freue mich schon auf unser nächstes Abenteuer und darauf, mehrere Rätsel auf einmal zu jonglieren.

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Written by Horst Klein

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