Meine Zeit in Cyberpunk 2077 beginnt mit einer gebrochenen Nase. Aus dem schmutzigen Spiegel einer zwielichtigen, neonbeleuchteten Bar starrt meine personalisierte Söldnerin V mir entgegen und muss dringend ihre Nase wieder geraderichten.
Ich habe die Wahl, den mir angebotenen Schnaps zu trinken, um den Schmerz zu lindern, oder es einfach hinter mich zu bringen – kurz, aber schmerzhaft. Es ist die erste von vielen Entscheidungen, die ich während meines 4-stündigen Playthroughs des Prologs treffen werde, sowohl physisch als auch anderweitig, um V dabei zu helfen, ihr Erbe in Night City aufzubauen.
Cyberpunk 2077 ist ein Open-World-RPG aus der First-Person-Perspektive, das in einer nicht allzu fernen Zukunft spielt, in der sich die Welt um Macht, Glamour und vor allem kybernetische Verbesserungen dreht. Die meisten RPGs verfügen über ein gewisses Maß an Anpassungsmöglichkeiten, aber Cyberpunk erhebt sie zu einer wichtigen Funktion, um in den dunkelsten Ecken von Night City zu überstehen.
Bevor das Spiel wirklich beginnt, prüfe ich den Charaktereditor auf Herz und Nieren – und die Detailgenauigkeit ist atemberaubend. Abgesehen von der grundlegenden Körperform konnte ich wählen, ob V eine maskuline oder feminine Stimme haben soll, und granulare Funktionen wie kybernetische Markierungen, Tattoos und individuelle Körpermerkmale anpassen (darunter auch einige, die zu privat sind, um hier erwähnt zu werden). Die Optionen sind beeindruckend vielfältig und fühlen sich in einer Welt, in der Individualität so sehr im Vordergrund steht, einfach natürlich an.
Ihren Einstieg mit gebrochener Nase hat meine V der Tatsache zu verdanken, dass ich „Street Kid“ als ihren Lebensweg ausgewählt habe, eine von drei festen Hintergrundgeschichten (die anderen Optionen sind „Nomad“ und „Corpo“). Sie beeinflussen, wie Vs Reise beginnt, und verleihen ihr eine einzigartige Sichtweise, während ich mit den Einwohnern von Night City interagiere.
Sobald das Spiel beginnt, locken kinetische Verbesserungen mit neuen Wegen zum Ruhm. Indem ich im Level steige, erhalte ich Zugang zu weitläufigen Vorteilsbäumen, in denen ich meine Hacking-Fähigkeiten oder schiere Stärke erhöhen kann, während ich mit „Cyberware“ Vs Körper mit aktiven Waffen oder passiveren Buffs ausstatten kann, die einen echten Einfluss auf den Verlauf meiner Spielsession haben.
Eine meiner ersten Modifikationen ermöglicht es mir, mich in Technik einzuhacken und einen Ping zu senden, der mich auf die Position von Gegnern und Kameras im ganzen Raum hinweist und damit für meine Tarnung unentbehrlich ist. „Monowire“ installiert drahtartige Peitschen in Vs Arme, mit denen ich intensive Nahkampfangriffe durchführen kann. Jede neue Modifikation wird zu einer nahtlosen Erweiterung von V und maximiert ihr Potenzial in Begegnungen.
V benötigt alle Hilfe, die sie bekommen kann, um die zahlreichen Bedrohungen von Night City zu meistern. Die Stadt ist in Bezirke unterteilt, die jeweils unterschiedliche Stile und Fraktionen aufweisen, von Wasteland-Bewohnern, die versuchen, die Armut hinter sich zu lassen, bis hin zu stilbewussten anarchistischen Straßenbanden und korrupten, aber technisch perfekt ausgestatteten Megacorp-Marionetten.
V trifft Charaktere aus jedem Lebensweg, wobei auswählbare Dialog- und Frageoptionen entscheiden, ob sie freundlich bleiben oder zu Feinden werden. Quests können sich in mehrere Richtungen entwickeln und Gewalt ist nicht immer die richtige Antwort.
In einer Mission verhandle ich mit einem Mitglied der Maelstrom-Gang, das mehr Maschine als Mensch ist, um eine leistungsstarke Drohne zu erhalten. Ich entscheide mich, ihren Anführer anzugreifen und die Waffe zu stehlen, was dazu führt, dass ich mich durch ein stark bewachtes Lager kämpfen muss, um zu entkommen. Alternativ hätte ich die Maelstroms auf meine Seite ziehen können, damit aber meine Financiers von der Militech Corporation verärgert. Und in wieder einer anderen Version hätte ich mein eigenes Geld hinblättern und den Deal ohne Konflikte abwickeln können.
Manchmal lässt mir das Spiel Zeit, um die Folgen jeder Antwort zu bedenken, manchmal muss ich aber auch schnell Antworten. In diesen Momenten kommt es auf mein Bauchgefühl an.
Wenn ein Konflikt notwendig ist, bietet Cyberpunk je nach ausgewählten Fähigkeiten mehrere Wege zum Sieg. Rohe Gewalt ist immer eine Option. Hätte ich Vs Fähigkeiten „Body“ und „Reflex“ erhöht, würde sie zum Tank werden und mit konventionellen Feuerwaffen, elektromagnetischen Superwaffen oder sogar Nahkampfwaffen wie Rohren oder Katanas durch die Gegner rauschen.
Ich habe mich aber für einen dezenteren Ansatz entschieden und in die Fähigkeiten „Intelligence“ und „Cool“ investiert (ja, es gibt tatsächlich einen Fähigkeitsbaum namens „Cool“), damit das Hacking für mich zum Kinderspiel wird. V kann Kameras anzapfen, um Räume zu überwachen, oder verschiedene Technologien steuern, um Gegner abzulenken. Noch wichtiger ist, dass V Feinde ins Visier nehmen und Programme namens „Daemons“ installieren kann, um Gegner mit ihrer eigenen Technik zu schlagen. Ich könnte beispielsweise ein ahnungsloses Gangmitglied auswählen und seine Waffe versagen lassen oder eine Granate zur Explosion bringen, wenn ich eine Gruppe von Feinden in die Falle gelockt habe, um maximalen Schaden zu verursachen.
Ich habe neue Begegnungen wie ein Rätsel betrachtet und versucht, die beste Kombination aus Hacking und Kämpfen zu finden, um mir den Weg freizuräumen (und dann erfreut die Hände aneinanderzureiben, wenn mein Plan aufgegangen ist).
V ist aber nicht allein auf dieser Reise. Zu Beginn des Spiels laufe ich einem bulligen Dieb namens Jackie Welles über den Weg, der mich bei einer meiner Machenschaften stört. Ungeachtet des Lebenswegs, den ihr wählt, werden Jackie und V schließlich Verbündete, wobei Jackie Unterstützung bei gelegentlichen Missionen bietet. Auf meiner Reise treffe ich auch einige technisch versierte Mitverschwörer, von der blitzgescheiten Netrunnerin T-Bug bis hin zum ruchlosen zigarrenrauchenden Dex Deshawn.
Besonders begeistert war ich von Judy Alvarez, ein Mitglied der Mox-Gang und Tech-Genie mit regenbogenfarbenem Haar, die V zeigt, wie man sich in „Braindances“ zurechtfindet – einer faszinierenden neuronalen Technologie, die es mir ermöglicht, Erinnerungen erneut zu erleben und sie wie in einer Videobearbeitungssoftware zu durchlaufen. Jeder neue Charakter erweckt Night City etwas mehr zum Leben und scheint Teil der Stadt selbst zu sein.
Kein Charakter hinterlässt jedoch mehr Eindruck als Night City selbst. Jeder Zentimeter fühlt sich lebendig an, sodass ich am liebsten meine gesamte Spielzeit damit verbracht hätte, ihre engen Gassen, neonbeleuchteten Clubs und beeindruckenden Wolkenkratzer zu erkunden.
Die einfachste Transportmethode ist natürlich ein Fahrzeug, aber ich war oft zu Fuß unterwegs, um jede Ecke mitzunehmen und dampfende Gassen, abgeranzte Spelunken und gelegentlich das ein oder andere sündhafte Etablissement zu entdecken. Ich kann gar nicht mehr zählen, wie oft ich innegehalten habe, um eine Werbetafel zu betrachten oder einen zweiten Blick auf ein schillerndes Hologramm zu werfen.
Neon City bietet auch eine überraschende Vielfalt in der Vertikalen. Beim Öffnen der Karte seht ihr ein 3D-Modell der Stadt, das euch auffordert, Treppen hinaufzusteigen oder Keller zu betreten, um neue Interaktionen zu entdecken. Die Bezirke zeichnen sich durch ihr ganz eigenes Flair aus, von kitschigen Kunstledersofas (ihr solltet mal den Sound hören, wenn ihr euch daraufsetzt) bis hin zu eleganten Metallstrukturen auf den oberen Ebenen. Jedes Zimmer ist ein Augenschmaus, jeder Bürger ist mit Sinn und Stil gestaltet.
Der Erkundungsdrang in Kombination mit den überwältigenden Anpassungsoptionen machen Cyberpunk 2077 zu einem Spielplatz, wo jede Entscheidung und Körpermodifizierung Vs Welt nachhaltig beeinflussen. Ich kann es kaum erwarten, nach Night City zurückzukehren, wenn Cyberpunk 2077 am 19. November für PS4 erscheint.
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