Seid ihr schon mal bis in die Eishöhlen vorgedrungen? Habt ihr’s zum Tempel geschafft? Ja? Okay, habt ihr Olmec besiegt und triumphierend sein gigantisches Götzenbild mitgenommen? Speedlunky hat es in sich. Diese Trophäe erringt ihr nicht mal eben so. Ihr müsst es immer und immer wieder probieren – je hartnäckiger ihr bleibt, desto mehr Fähigkeiten und Wissen eignet ihr euch an. Diese Kenntnisse braucht ihr, wenn ihr es durch 15 Level voller Tiki-Fallen, Yetis, Feuerfrösche, Schlangenmenschen und Fledermäuse schaffen wollt, bis ihr schließlich Olmec gegenübersteht. Und dann müsst ihr diesen riesigen, körperlosen Steinkopf, der einfach alles unter sich begräbt, erst mal bezwingen.
Das habt ihr geschafft? … In acht Minuten?
Die Trophäe heißt nicht umsonst Speedlunky. Hinter dem Namen verbirgt sich eine Speedrun-Herausforderung, für die ihr das Höhlensystem von Spelunky in- und auswendig kennen müsst. Es kommt auf die richtigen Reaktionen auf die unzähligen Gefahren an: Pfeilfallen sind äußerst schmerzhaft (da landet ihr schon mal in augenblicklich tödlichen Zacken), wütende Ladenbesitzer mit Schrotflinten brandgefährlich. Ihr müsst genau wissen, welche Ausrüstung ihr benötigt und wo ihr die bekommt. Zur Erinnerung: Die Level beruhen auf dem Zufallsprinzip. Ihr könnt also nie sicher sein, wo sich die nützlichsten Hilfsmittel befinden – oder wo der Ausgang ist.
Solche Zufälligkeiten machen Speedlunky zu einem furchtbar unfairen Spiel. Was ist, wenn ihr nicht genug Bomben oder Seile findet? Oder kein Jetpack ergattert? Welche Folgen hat es, wenn ihr einmal zu oft falsch abbiegt? Immer und immer wieder zu scheitern, und das noch nicht mal aus eigener Schuld, ist ganz schön frustrierend.
Der Mondraum, die Wiege des Spelunky-Speedrun
Genau so erging es Derek Yu, dem Schöpfer des Spiels, als er an der allerersten Version von Spelunky arbeitete (das als kostenloses Computerspiel seinen Anfang nahm). “Wegen der vielen Zufälligkeiten bin ich davon ausgegangen, dass nicht viele Gamer schnell spielen wollen würden”, erinnert er sich. “Für mich hatten Speedruns damals hauptsächlich mit dem Merken bestimmter Routen zu tun.” Und einen Zufallslevel kann man sich eben einfach nicht einprägen.
Das hat Yu aber trotzdem nicht davon abgehalten, eine Schnelligkeitsherausforderung in das ursprüngliche Game einzubauen. Eines der drei freischaltbaren Minispiele ist der Mondraum. Darin schießt ihr mit Pfeilen auf ein Ziel und erhaltet dafür Punkte. Um es freizuschalten, müsst ihr Spelunky in weniger als zehn Minuten schaffen. Während Yu das Spiel testete, wurde ihm klar, dass ein Level mit Speedrun in absoluter Finsternis, in dem der Höhlenforscher nur eine Fackel hat, um Gefahren zu erkennen, es so gut wie unmöglich machen würde, das Game rechtzeitig abzuschließen. Also stellte er die Regel auf, dass auf einen Level, für den der Spieler weniger als 20 Sekunden benötigt, nie ein dunkler Level folgt.
Und dabei beließ er es dann auch. Doch ein paar Jahre nach der Veröffentlichung des ursprünglichen Games, 2010, erfuhr Yu, dass es einem Spieler namens Mark “ExplodingCabbage” Amery gelungen war, alle Höhlen in zwei Minuten und 53 Sekunden zu durchlaufen.
Zufälligkeit als ausbaufähiges Hindernis
Yu hatte sich in Sachen Zufälligkeit geirrt – Spelunky war bei Weitem nicht so zufallsabhängig, wie er gedacht hatte. “Ich begriff, dass ich den Zufallsfaktor wie jedes andere Hindernis in einem Spiel einsetzen konnte”, so der Entwickler. ExplodingCabbage verriet ihm, wie er aufgrund seiner Vertrautheit mit dem Game Muster in der Art und Weise, wie die Levels generiert wurden, erkannte. Und dank dieser Muster gelang es ihm, relativ genaue Vermutungen über die Richtung anzustellen, in der der Ausgang lag. Speedruns in Spelunky waren also sehr wohl machbar.
Als Yu mit seinem Kollegen Andy Hull Spelunky HD für PS3, PS4 und PS Vita entwickelte und aus der Mondraum-Herausforderung eine Trophäe machte, nahmen die beiden so gut wie keine Änderungen vor – außer am Zeitlimit. Das reduzierten sie auf acht Minuten. Warum? Weil sich der Höhlenforscher in Spelunky HD ein bisschen schneller und wendiger als im Original bewegt.
Weil Yu in Spelunky so gut war, setzte er das Limit zunächst sogar noch niedriger an. “In der ersten Version bekam man die Trophäe nur, wenn man es in weniger als sechs Minuten durch das Game schaffte. Ich habe das Spiel damals tatsächlich in so kurzer Zeit abgeschlossen! Aber da die anderen Tester damit so ihre Probleme hatten, haben wir dann doch noch zwei Minuten draufgelegt.”
Wie die Community Derek Yu in seinem eigenen Spiel schlug
Mir oder euch mag diese zusätzliche Zeit wie ein Geschenk des Himmels vorkommen, aber in den Augen geübter Spelunky-Speedrunner sind sechs Minuten unglaublich langsam. Der aktuelle Weltrekord, gehalten von Kinnijup und live von Yu auf Twitch miterlebt, liegt bei sage und schreibe 1:38 Minuten. “Für den Kampf mit Olmec waren mehrere Minuten angesetzt. Durch clever unter ihm platzierte Bomben, wenn er fällt, lässt er sich allerdings in weniger als 20 Sekunden ausschalten. Auf so eine Idee bin ich in meinen Trophäen-Tests gar nicht gekommen”, erinnert sich Yu.
Kinnijup verdankt seine beeindruckende Spielzeit einem Teleporter, mit dem er Wände überwindet und dabei die meisten Fallen und Feinde umgeht. Und einem scheinbar telepathischen Wissen um die Level – beruhend auf den Mustern, die er in den zufällig generierten Leveln ausgemacht hatte. Sein Gameplay sieht so leicht aus … doch der Schein trügt.
Ihr braucht nicht gleich Kinnijup Konkurrenz machen, um euch die Speedlunky-Trophäe zu verdienen. Die Herausforderung hat es allerdings gehörig in sich. Lasst euch übrigens bloß nicht davon täuschen, dass es sich “nur” um eine Bronze-Trophäe handelt. Das hat ganz einfach den Hintergrund, dass Gold- und Silber-Trophäen nämlich nur für die wichtigsten Errungenschaften im Spiel verliehen werden. Viel zufriedenstellender als die Beschaffenheit von Speedlunky ist doch eigentlich die Genugtuung, Level bewältigt zu haben, die ihr einst für unüberwindbar hieltet. Und bei euren unzähligen Versuchen habt ihr zweifellos das eine oder andere dazugelernt. Das trifft sich bestens, denn Spelunky ist schließlich noch lange nicht vorbei. Ihr müsst ja noch einen Ausweg aus der Hölle finden … und was ist mit dem Solo Eggplant Run (Solo-Auberginenlauf)?
10 Tipps von Derek Yu, wie ihr Speedlunky ergattert
- Laufen, immer laufen! Nehmt ja nie die Finger von den Tasten.
- Denkt dran: Über Lücken, die nicht größer als eine Kachel sind, könnt ihr einfach drüber rennen.
- Schnappt euch leicht erreichbare Kisten und Objekte, mit denen ihr Abgründe überwinden könnt, wie Seile und Jetpacks, oder solche, die den Weg nach unten frei machen, z. B. Bomben und Hacken.
- Die Schlangengruben in den Minen sind super für Speedlunky. In die könnt ihr euch nämlich schnell fallen lassen – und auf dem Boden gibt’s eine Hacke zu holen.
- Wenn ihr pro Level nicht mehr als 20 Sekunden benötigt, müsst ihr euch euren Weg nicht im Dunkeln bahnen und habt noch genügend Zeit für den Kampf mit Olmec übrig.
- Lasst die Ladenbesitzer in Ruhe! Alles, was ihr braucht, liegt in den Höhlen.
- Findet heraus, wie tief ihr euch sicher fallen lassen könnt. In der Regel bis zum nächsten Block, der bei einem Blick nach unten noch vollständig auf dem Bildschirm sichtbar ist.
- Mit Bomben bekämpft ihr Olmec schneller. Die Trophäe gibt’s aber auch ohne ihren Einsatz.
- Den verschiedenen Feinden, die Olmec gegen euch einsetzt, kommt ihr am besten mit Seilen bei. Und wenn ihr ihn in die Lava gestürzt habt, klettert ihr an ihnen Richtung Ausgang.
- Niemals aufgeben! Mit der Zeit erkennt ihr Muster in den zufällig generierten Leveln, und irgendwann schafft ihr es.
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