Der abwechslungsreiche Actiontitel Atomic Heart entführt euch in eine alternative Realität der 1950er-Jahre: Die Sowjetunion hat den Krieg gegen die Nazis durch den Einsatz von Robotertechnik bereits im Jahr 1941 für sich entschieden und erlebt dank großer Fortschritte im Bereich der Künstlichen Intelligenz eine Zeit der Blüte. Die Menschen leben friedlich zusammen, menschenähnliche Roboter und Arbeitsmaschinen erleichtern das Leben und mit dem Kollektiv 1.0 ist eine Art Internet entwickelt worden, die alle Maschinenwesen miteinander zu einer Einheit verbindet.
Eine Gesellschaft, die sich in allen Lebenslagen auf mechanische Helfer und eine allgegenwärtige KI verlässt: Was kann da schon schiefgehen? Jede Menge, wie ihr schon bald am eigenen Leib erfahren werdet.
Schöne Neue Welt?
Ihr übernehmt die Rolle des knallharten Kriegsveteranen und KGB-Agenten Major Nechaev, Codename: P-3. Eure Aufgabe ist es, euch in der geheimen Anlage 3826 umzuschauen, in der anscheinend seltsame Dinge vor sich gehen. Bevor ihr aber mitten in der Maschinenhölle landet, wird die innovative Spielwelt eingeführt. Und das machen die Entwickler clever, indem sie euch durch die Straßen einer fiktiven sowjetischen Großstadt führen.
Nehmt ihr euch die Zeit und lauft nicht stur der Markierung auf dem Bildschirm hinterher, erfahrt ihr schon eine ganze Menge über das vermeintlich goldene Zeitalter der Robotik. Wenn ihr den Gesprächen der Passanten lauscht, Seitenstraßen erkundet und die Aufschriften von Plakate und Hinweisschildern lest, eröffnen sich die ersten Fakten, die wirklich nichts Gutes erwarten lassen.
So arbeitet der für den technologischen Fortschritt maßgeblich verantwortliche Wissenschaftler Dr. Sechenov an einem Kollektiv 2.0, mit dem die KI noch mehr Macht erhält. Zudem sollen Menschen mit einem mysteriösen Element behandelt werden, welches ihre Lernfähigkeiten massiv steigert und die Nazis haben in den letzten Tagen des Krieges mit der Braunen Pest eine Pandemie auf die Menschheit losgelassen. Mehr wird jetzt nicht verraten, das Story-Mysterium solltet ihr unbedingt selbst lüften und euch von den Wendungen überraschen lassen.
Und noch ein Grund, warum ihr euch unbedingt Zeit nehmen solltet, bevor ihr in die Action einsteigt: Die Optik ist einfach beeindruckend. Riesige Gebäude und Statuen ragen in den Himmel, in den Wolken schwebt eine Ikarus genannte Plattform und an jeder Ecke erwarten euch menschenähnliche Roboter, die sich zwar friedlich verhalten, aber sofort ein ungutes Gefühl im Magen hinterlassen. Wenn ihr die visuelle Mischung aus Bildern vergangenen Zeiten mit hochmoderner Technologie, die seinerzeit nicht existierte, mögt, dann wird euch Atomic Heart, welches definitiv das großartige BioShock Infinite zum Vorbild genommen hat, garantiert gefallen.
Ärger in Anlage 3826
Kaum seid ihr an euren Bestimmungsort angekommen, standesgemäß in einem 1955er-PKW sowjetischer Bauart, der mit Helikoptern durch die Luft transportiert wird, verwandelt sich die technologische Utopie in einen Albtraum. Euer Gefährt werdet von wild gewordenen Drohnen abgeschossen und nach einer unsanften Landung von Robotern attackiert. Anscheinend ist rund um den geheimen Forschungsstützpunkt schon länger ein Aufstand der Roboter im Gange, was die zahlreichen Leichen und zerstörten Gebäude beweisen.
Aber natürlich lasst ihr euch nicht einfach abschrecken, findet mit der Hilfe der resoluten Oma Sina, die vortrefflich mit Raketenwerfern umgehen kann, einen Eingang zur unterirdischen Anlage 3826 und macht euch auf, der Revolte der Maschinen auf den Grund zu gehen. Schon in dem folgenden, linearen Abschnitt zu Beginn des Spiels dürft ihr keine Gnade erwarten, denn selbst auf dem einfachsten Schwierigkeitsgrad erweisen sich die Gegner in Atomic Heart als echte Herausforderungen.
Ihr schleicht durch dunkle Gänge, müsst verschlossene Türen mit Codekarten, durch unterschiedliche Schlossknacker-Mini-Spiele oder dem Wiederherstellen der Stromzufuhr öffnen und werdet dabei immer wieder aus dem Hinterhalt von Robotern attackiert. Da kommt mehr als nur ein Hauch Survival-Horror auf, wenn ein gruseliger Maschinenmensch plötzlich auf euch zustürmt und mit ein, zwei Hieben P-3s Lebensbalken gen Null sinken lässt.
Zur Verteidigung steht euch erst einmal nur eine Axt zur Verfügung. Mit der richtet ihr zwar ordentlich Schaden an den elektronischen Feinden an, aber ohne geschickte Ausweichmanöver, wartet schnell der letzte Speicherpunkt auf euch. Besonders Souls-like wird es, wenn ihr es mit mehreren Robotern gleichzeitig oder mit fiesen Mini-Bossen zu tun bekommt, die euch nicht nur mit Schlägen und Tritten, sondern auch mit Laserstrahlen und Superangriffen traktieren.
Und dann wären da auch noch die Überwachungskameras, die ihr tunlichst ausschalten solltet, wenn ihr nicht den Alarm auslösen wollt. Lauft ihr unbedacht in deren Bereich, dann stürmen gleich ganze Horden an Robos auf euch zu. Das bedeutet zu diesem Zeitpunkt mit großer Wahrscheinlichkeit das Ende der Erkundung für den Major.
Habt ihr euch durch die ersten Etagen gekämpft, bekommt ihr Zugriff auf den Fabrikator, Kühlschrank-ähnliche Geräte, die euch mit Verbesserungen, Waffen, Medizin und anderen nützlichen Ausrüstungsgegenständen versorgen. Ausgestattet mit einer Maschinenpistole oder Schrotflinte haltet ihr euch die Roboter schon viel besser vom Hals, müsst euch aber immer auch auf zähe Nahkämpfe einstellen. Verlasst euch also nicht zu sehr auf euer wachsendes Schusswaffenarsenal, sondern verbessert unbedingt auch eure Axt, die sich zu einem echten Hightech-Mordinstrument formen lässt.
Mein Freund Char-les
Allein mit euren mehr oder weniger herkömmlichen Waffen kommt ihr aber nicht weit. Zum Glück habt ihr mit dem sprechenden Handschuh Char-les einen wichtigen Verbündeten wortwörtlich an der Hand. Die autonome KI des Handschuhs versorgt euch nicht nur mit Hinweisen zum Weiterkommen, sondern verleiht euch die Fähigkeit, mit Stromstößen Maschinen zu lähmen oder zu zerstören. Auch lassen sich per Telekinese Gegner durch die Luft wirbeln oder einen Blick durch Wände werfen, um lauernde Gefahren frühzeitig zu erkennen.
Überhaupt wird euch Char-les eine Menge Freude machen, denn die KI verfügt über eine Menge Humor und kann ganz schön schnippisch sein, wenn ihr mal wieder anmerkt, dass er nicht in der Lage ist, ein Türschloss zu knacken. An dieser Stelle möchten wir auch die wirklich professionelle deutsche Synchronisation mit bekannten Stimmen loben, die zusätzlich für eine gelungene Immersion sorgt.
Puzzeln und Erkunden
Gruselige Begegnungen, knallharte Nahkämpfe und Shooter-Einlagen sind aber nur ein Teil des Spiels, ihr werdet zwischen den linearen Story-Missionen viel Zeit in der offenen Spielwelt verbringen, weitläufige Areale erkunden und mit den wenigen überlebenden Menschen reden. Der perfekte Ort, um nach Geheimnissen und Story-Details zu suchen sowie Ressourcen zur Verbesserung eurer Ausrüstung und Fähigkeiten aufzuspüren. Besonders von den Neuromed-Kapseln könnt ihr nie genug dabei haben, die eure Gesundheit wiederherstellen.
Während ihr auf dem Weg zum nächsten Dungeon zu Fuß oder am Steuer eines Autos die Gegend erkundet, kommen immer wieder neue Spielmechaniken in Form von anspruchsvollen Umgebungspuzzles auf euch zu. Hier gilt es zum Beispiel Magneten an der Decke eines Gewölbes zu aktivieren, damit Plattformen sich bewegen und ihr das Ende eines Raumes durch Sprünge erreicht.
Atomic Heart ist kein reiner First-Person-Shooter, sondern bietet eine Vielfalt an Mechaniken, von Survival-Horror-Einlagen über Rätselpassagen bis hin zur spannend gestalteten Erkundung einer optisch opulent gestalteten Spielwelt, in der ihr garantiert immer wieder mal stehen bleibt, um die Aussicht zu bewundern.
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