Viele Gamer*innen träumen davon, selbst ein Videospiel in einer Spieleschmiede zu entwickeln. Oder als Autor*in, Programmierer*in oder Artist im Game Development eigene Games zu erschaffen. Linda Rendel, Producerin bei Ubisoft, hat ihren Wunsch in die Tat umgesetzt – mehr noch: Sie hat mit dem #FemDevsMeetup eine Community ins Leben gerufen, die unter anderem auf Discord für viele Menschen der Deutschen Gaming-Branche – insbesondere Frauen – ein echtes Zuhause geworden ist. Auch die #FemDevsMeetup-Organisatorinnen Carmen (Lighting Artist bei Playground Games), Silvia (Senior UI Artist bei Ubisoft), Joana (Technical Artist bei Massive Mini Team) und Leonie (3D Character Artist/ Animatorin & Mentorin) sind Teil dieser Community und gestalten die #FemDevs aktiv mit. Sie moderieren nicht nur den Channel, in dem sich die Mitglieder regelmäßig treffen, networken und Freundschaften schließen. Sie organisieren auch spannende Events, mit denen die #FemDevs Impulse für eine weiblichere Gaming-Branche setzen.
Wir haben mit ihnen darüber gesprochen, was den Zusammenhalt der Entwickler*innen so unverzichtbar macht und wie sie ihre Expertise nutzen, um junge Frauen auf ihrem Karriereweg in die Industrie zu unterstützen.
Du bist nicht allein: Discord als Anker für die Community
Die Gaming-Industrie ist eine internationale Branche und Studio-Standorte verteilen sich nicht nur in ganz Deutschland, sondern über den ganzen Globus. Die Branche wird zwar immer weiblicher, trotzdem kann es mal passieren, dass man die einzige Frau in einer neuen Abteilung ist. Dank des Discord-Kanals sind andere Kolleginnen aber immer nur einen Klick entfernt und können mit Rat und Tat in allen Lebenslagen zur Seite stehen.
„In meinem ersten Job gab es keine anderen Frauen auf meinem Stockwerk. Ich hatte die Toilette zwar ganz für mich allein, aber seltsam war es schon. *lacht*
Mittlerweile haben sich die Zeiten zum Glück geändert. Doch bis es so weit war, hatte ich immer die Community im Rücken, mit der ich mich austauschen konnte. “
Joana
Auch Carmen hat sich vor 2 Jahren den #FemDevs angeschlossen, um sich jederzeit mit anderen Entwickler*innen austauschen zu können. Der Rückhalt der Community hat ihr nicht nur den Berufseinstieg erleichtert, sondern begleitet sie auch in ihrem neuen Job. Denn obwohl Carmen für ihre Arbeit am nächsten Fable-Teil nach England ziehen musste, ist sie jederzeit mit ihren Kolleg*innen und Freund*innen vernetzt.
Gemeinsame Kreation: Wie Events den Austausch fördern und neue Impulse schaffen
Die #FemDevs-Gemeinschaft zeichnet sich durch die Vielfalt und Diversität ihrer Mitglieder aus, die unermüdlich wertvolle Impulse geben: So hat Sylvia hat für ihren Traumberuf als Spiele-Entwicklerin ihre Heimat Kolumbien verlassen, um ihren Master am Cologne Game Lab abzuschließen. Bei einem der physischen Events des #FemDevsMeetups – den Game Jams – hat sie die Community aus Gaming-begeisterten Entwickler*innen kennengelernt und war sofort fasziniert. Bei den Jams treffen sich die #FemDevs, bilden Kleingruppen und entwickeln gemeinsam in kürzester Zeit liebevolle Minispiele.
Es macht jedes Mal großen Spaß, mehr über die verschiedenen Bereiche der Spiele-Entwicklung zu lernen, neue Eindrücke zu sammeln, sich gegenseitig kreativ zu beflügeln und vielleicht sogar neue Freund*innen zu finden.“
Sylvia
Schnell wurde Sylvia von einer Teilnehmerin zum Mitglied und schließlich zur Organisatorin der Game Jams. Und es kam noch besser: Als sie sich nach vier Jahren Erfahrung auf eine neue Intermediate-Position bei Ubisoft bewarb, half ihr das Engagement bei den #FemDevs, um im mehrstufigen und anspruchsvollen Bewerbungsprozess im Gedächtnis zu bleiben – die HR kannte sie von den Game Jams und hat sie direkt wiedererkannt. Heute arbeitet sie immer noch bei Ubisoft, mittlerweile als Senior UI Artist.
Neulinge fördern und Kompetenzen weitergeben: Das Mentoring von #FemDevs
Berufseinsteiger*innen kennen das: Der Bewerbungsprozess beginnt oft bereits im Studium. Als immer mehr interessierte Student*innen mit Fragen bei den Meetups erschienen, entschieden sich die #FemDevs, ihre Community und Expertise auch für angehende Entwickler*innen zu öffnen. Die mittlerweile regelmäßig stattfindenden Mentoring-Sessions helfen Student*innen, ihre Portfolios für den Bewerbungsprozess zu optimieren.
„Die Portfolio-Sessions sind eine der seltenen Gelegenheiten, bei dem wir direkt sehen, welchen Einfluss wir haben können. Wir sehen die jungen Frauen, die zur Review kommen und manchmal können wir sie nicht nur beraten, sondern ihnen aktiv helfen, sich für einen bestimmten Job zu bewerben.“
Carmen
Gemeinschaft schließt Exklusivität aus: Wieso die #FemDevs-Community allen Menschen gleichermaßen offensteht.
Die #FemDevs-Community unterstützt nicht nur Entwickler*innen auf ihrem Karriereweg, sondern fördert auch die Diversität in der Branche. Ein empathischer Wissensaustausch ist wichtig, deshalb sind auch männliche und nicht binäre Kolleg*innen herzlich willkommen. Schließlich interessieren sich viele Entwickler*innen für den veränderten Blickwinkel und frische Perspektiven ihrer weiblichen Kolleginnen.
„Es ist seltsam, wenn sich bei gemeinschaftlichen und universalen Themen wie Diversity oder Gleichberechtigung nur ein Teil der Kolleginnen engagiert. Gerade bei so wichtigen Themen geht es viel mehr um den Zusammenhalt aller Mitarbeiterinnen untereinander. Deshalb sind bei den #FemDevs alle willkommen – unabhängig von ihrem Geschlecht.”
Leonie
Female Future: Die Gaming-Industrie wird weiblicher
Als unsere Interview-Partnerinnen ihre Karriere begannen, war es oft nicht einfach, gleichgesinnte Frauen zu finden. Doch die Gaming-Industrie befindet sich in einem kontinuierlichen Wandel, den auch die Entwickler*innen bemerken: Heute interessieren und begeistern sich immer mehr junge Frauen für Videospiele. Die #FemDevs formen deshalb auch weiterhin aktiv die Zukunft der Branche und zeigen, dass aus der Faszination für Games spannende Berufsperspektiven hervorgehen können. Denn je diverser und vielseitiger sich Spieleschmieden aufstellen, desto facettenreicher wird das neue Gaming-Abenteuer.
Vielleicht spiegelt sich im zunehmenden Erfolg weiblicher Entwicklerinnen auch der globale Siegeszug der Gaming-Industrie per se wider: Was als kleine Bewegung begann, ist zu einem weltweiten Erfolgsmodell geworden.
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